Lacan auf der Spur

In seiner hommage an Jacques Lacan anlässlich der Erstveröffentlichung von Seminar XV, L’Acte psychanalytique, sagte Jacques-Alain Miller folgendes:

‘Moi, la vérité, je parle’ … In dieser Eigenschaft lehrt Lacan. Sich verständlich zu machen ist nicht lehren, sondern das Gegenteil. Man versteht nur das, was man bereits zu wissen glaubt. Genauer gesagt, man versteht immer nur einen Sinn, dessen Befriedigung man bereits erfahren hat. Das bedeutet, dass man immer nur seine Phantasien versteht. Und man wird nie belehrt, außer durch das, was man nicht versteht.[1] (Jacques-Alain Miller 2024, min. 1:19:12)

Der Satz Moi, la vérité, je parle! („Ich, die Wahrheit, spreche“) ist aus einem Vortrag Lacans entnommen, den dieser im November 1955 in Wien an der Neuropsychiatrischen Universitätsklinik gehalten hatte.[2] Und es ist dieser Vortrag, auf den sich Lacan am Ende des 9. Kapitels des Seminars X bezieht:

Es ist Diana, die ich als die Flucht (fuite) oder die Fortsetzung (suite) dieses Dings (Chose) zeigend bezeichne. Das Freud’sche Ding ist das, was Freud hat fallen lassen – aber es macht weiter nach seinem Tod, und es reißt noch die ganze Jagd mit sich, in der Gestalt von uns allen. Diese Verfolgung, wir werden sie das nächste Mal weiterführen“ (Lacan 2010: 164).

Dieses Seminarende, so gesprochen am 23. Januar 1963, ähnelt dem Sitzungsende am 19. Dezember 1962. Da sagt Lacan:

… es gibt die Jagd Dianas, über die ich Ihnen zu dem von mir gewählten Zeitpunkt, dem Zeitpunkt der Hundertjahrfeier von Freud, gesagt habe, dass sie das Ding (Chose) der Freud’schen Suche war. (Lacan 2010: 108)

Was ist „das Ding der Freud’schen Suche“, auf das sich Lacan in Seminar X bezieht? [3] Und was hat es mit der „Jagd Dianas“ auf sich?

Diana und Actaeon

Diana („die Leuchtende“) ist die römische Göttin der Jagd, der Natur, und die Schutzherrin der Frauen und Kinder. In der mythischen Erzählung von Ovid wird sie als „hochgegürtet“ und „jungfräulich“ beschrieben. Sie badet mit ihren Nymphen in einer Quelle in einer Grotte inmitten des Waldes, ihre Waffen und Kleider abgelegt, als Actaeon, der Enkel des Kadmos, Gründer und König von Theben, in ihren Wald eintritt. Er trifft in der Grotte auf die Göttin und sieht sie ohne Kleider. Die erboste Göttin bespritzt ihn mit Quellwasser und verkündet „Nun darfst du gern erzählen, du habest mich ohne Kleid gesehen, wenn du es noch wirst erzählen können!“ Sie lässt Actaeon ein Hirschgeweih wachsen, spitzt seine Ohren zu, gibt ihm Hufe und „auch noch die Angst“ (lat. pavor). Actaeon ergreift in dem Moment die Flucht, in dem er sein Spiegelbild sieht. Ovid schreibt allwissend: „[s]obald er aber Gesicht und Geweih im Wasser gesehen hatte, wollte er „Ich Elender!“ sagen – aber keine Stimme folgte! … nur sein früheres Bewusstsein blieb erhalten.“ Actaeon wird sodann im Wald von seinen eigenen Hunden gewittert, die ihn nicht mehr erkennen, ihn verfolgen und letztendlich reißen. Erst dann war der Zorn der Göttin Diana gesättigt, so Ovid.

Die Hundertjahrfeier, die Lacan im Zusammenhang mit der „Jagd Dianas“ anführt, war jene zu Ehren von Sigmund Freuds 100. Geburtstag in Wien. Im daraus entstandenen Vortragstext, findet sich eine Stelle, in der Lacan seine Zuhörer als „Spürhunde“ bezeichnet (Lacan 2019a: 484), sowie einen sehr langen Absatz, in dem er zunächst Freud als Actaeon darstellt, der sich „fortwährend durch von Anbeginn auf die falsche Spur gesetzte Hunde losgelassen, bis zur Verbissenheit darum bemüht, dass sie seine Verfolgung wieder aufnehmen, ohne den Lauf zu [sic!] verlangsamen zu können, worin allein seine Leidenschaft für die Göttin ihn führt. Ihn so weit führt, dass er erst in den Grotten anzuhalten vermag…“ (485). Lacan bezieht sich meines Erachtens hier auf all das, was vor Actaeons Verwandlung in einen Hirsch geschehen ist – das, was ihn überhaupt vor die Göttin hat treten lassen. Nach Ovid ist Actaeon in dem ihm „unbekannten“ Wald „herumgeirrt“, seine Schritte seien „unsicher“ gewesen und es sei „das Schicksal“ gewesen, dass ihn in die Grotte geführt habe. So wie ich Lacan lese, schreibt er Actaeons Eintritt in die Grotte dessen Begehren zu. Das Begehren ist nichts, was man verstehen könnte, nichts, zu dem ein Subjekt unmittelbaren Zugang hätte.[4] Es ist vielmehr etwas, das einen sich unsicher fühlen und herumirren lässt. Aber es ist auch das, was in Richtung Wahrheit zieht. Und so führt Lacan in seinem Wiener Vortrag weiter aus, die Grotte Dianas sei „für seine [Freuds] Schüler noch weit davon entfernt erreicht zu werden, sofern sie sich nicht gar weigern, ihm dorthin zu folgen, und damit ist der Aktäon, der hier in Stücke gerissen wird, nicht Freud, sondern sehr wohl im Maße der Leidenschaft, die ihn entflammte … jeder Analytiker“ (Lacan 2019a: 485). Der Vortrag Lacans in Wien ist somit auch eine Abrechnung mit der Wiener Psychoanalyse nach Freud, weil Lacan der Ansicht war, dass man von dieser Jagd abgelassen habe.[5]

Wahrheit, Begehren und die Angst

Wenn Lacan sagt Moi, la vérité, je parle, dann ist nicht er der Wahrheitsverkünder, genauso wenig wie Freud es war, sondern es geht ihm darum, die anderen „Hunde, zu denen Sie werden, wenn Sie mich vernehmen…“ (484) auf ihren Weg in die Grotte anzuleiten, näher heran an den Ort an dem die Wahrheit „von/für sich“ spricht“ (481).[6] Lacan möchte, dass man wie Actaeon seinem Begehren nicht nachgibt, dass man wie jemand ist, der nicht weiß, was ihn antreibt, der aber Freud und Lacan hörend und lesend, sich auf den eigenen Weg macht.

Doch was passiert in dem Moment, wo Actaeon auf die Göttin trifft? Er bekommt von Diana als Strafe die Sprache weggenommen und sie gibt ihm die Angst. Im Deutschen sagt man „es verschlägt einem vor Angst die Sprache“ und so ist es bei Actaeon tatsächlich. „Auf welche Distanz muss ich die Angst halten, um zu Ihnen darüber zu sprechen …?“ fragt Lacan daher in Seminar X. Dies sei „seit Beginn“ seine Frage gewesen. Angst ist ein Affekt (Lacan 2010: 24, 30) und als solcher nicht verbalisiert. Aber Angst ist auch das, was nicht täuscht (101).[7] Deshalb ist der in einen Hirsch verwandelte Actaeon der Einzige, der noch weiß, wer er ist – im Gegensatz zu seinen Hunden und seinen Dienern. Indem Diana Actaeon Angst gegeben hat, hat sie sein Begehren bestraft.[8] Aber was genau war das Objekt seines Begehrens? Warum führen Lacan und auch Freud diesen Mythos überhaupt an? Eine mögliche Interpretation ist, dass gar nicht die Göttin in der Gestalt der schönen Jungfrau begehrt wurde, sondern die Wahrheit (lat. veritas), die sie verkörpert.[9] Lacan sagt: „Denn die Wahrheit erweist sich darin als vom Wesen her komplex, demütig in ihren Diensten und fremd der Realität, aufsässig gegen die Wahl des Geschlechts, verwandt mit dem Tod und, wenn man alles zusammennimmt, eher unmenschlich, Diana vielleicht…“ (513). Lacan setzt hier Diana mit der Wahrheit gleich. Und er folgt Freud, wenn er sagt „die Wahrheit [packt] im Munde Freuds besagtes Tier bei den Hörnern: ‚Ich bin also für Sie das Rätsel derjenigen, die sich, sobald sie erschienen ist, entzieht …“ (481).

Im letzten Teil dieses Textes von 1956, den Lacan „Die Ausbildung künftiger Analytiker“ nennt (512), zitiert er die bekannte Aussage Freuds, dass es sich bei Erziehen, Regieren und Psychoanalysieren um „unmögliche Unternehmungen“ handle bei denen das Subjekt solange verfehlt werde, wie es sich „in dem Spielraum, den Freud der Wahrheit vorbehält, aus dem Staub macht“ (513). Auf dem Weg der Wahrheit geht es also darum, sich nicht aus dem Staub zu machen. Aber dies bedeute im Umkehrschluss gerade nicht, dass man sich als Analytiker mit seinen Analysanden auf den staubigen Weg durch den Kamin begeben soll – in Anlehnung an die von „Anna O“ geprägte Metapher des chimney sweepings auf die Lacan am Ende der Sitzung vom 23. Januar 1963 in Seminar X anspielt.

Freud selbst, so Lacan, habe „das Ding“ (la Chose) fallenlassen, indem er wollte, dass Breuers Patientin diesem „alles sagt.“ Wenn es um die Wahrheit gehe, dann sage er sie zwar immer, so wird Lacan es einige Jahre später in Télevision (1974) formulieren, aber er sage sie nie ganz – denn dies sei unmöglich.[10]

In Seminar X verwendet Lacan verschiedene Jagdmetaphern: Netze, Schlingen, Knoten, Spuren und das Ausstreichen von Fährten. Doch auf dem Weg zur Wahrheit kann es keine Spuren geben, denen man folgen könnte: die Wahrheit ist das Einzige, was noch nicht geschrieben ist. Das Einzige, was stets noch erfunden werden muss. Dass, was in der Zukunft liegt – so formuliert es Jacques-Alain Miller in seiner hommage an Lacan vom Februar 2024.[11] Und deshalb beschäftigt sich Lacan so ausführlich mit der „unmöglichen Unternehmung,“ andere einem folgen zu lassen, um „die Stunde der Wahrheit zu finden“:

Treten Sie auf meinen Ruf hin in die Arena und heulen Sie mit meiner Stimme. Schon sind Sie, siehe da, verloren, ich widerspreche mir, ich fordere Sie heraus, ich stehle mich fort: Sie sagen, dass ich mich wehre (Lacan 2019a: 484).[12]

In einem Vortrag aus dem Jahr 1988 in den USA vor amerikanischen Psychoanalytikern bezeichnete Jacques-Alain Miller sich als underdog (Miller 1991: 84) und verwendet damit Lacans Hundemetapher. Miller war eingeladen, etwas von der Psychoanalyse zu erzählen, aber er wusste nicht recht was, denn zu groß schien ihm der Glaube seiner amerikanischen Zuhörer daran, bereits alles über die Psychoanalyse zu wissen. Wissen und Verstehen hilft auf dem Weg zur Wahrheit aber nicht: Die Natur der Wahrheit ist es, verschleiert zu sein und man kommt ihr nur näher, indem man den Schleier hebt, so Miller.[13]  

Schluss

Es ist das Begehren, welches Actaeon in die Grotte und in sein Verderben führte. Da er keine Angst hatte, als er auf die Göttin traf, musste sie ihm von ihr erst gegeben werden. Bei uns Menschen steht die Angst jedoch bereits zwischen Begehren und Wahrheit. An diesem Ort verhindert sie, dass wir ungeschützt hinter den Vorhang blicken. Es macht nämlich einen Unterschied, ob der Akt des Vorhang-hebens allein vollzogen wird, wie bei Actaeon, der in Tizianos Gemälde in dem Moment eine Abwehrbewegung macht, in dem er wortwörtlich die nackte Wahrheit sieht, oder ob eine Annäherung an die Wahrheit im Rahmen einer ‚analytischen Aktion‘ (acte analytique) erfolgt. Das Begehren, die ganze Wahrheit erfahren zu wollen, ist dabei jedoch immer verfehlt.[14]

„Gerade durch dieses Unmögliche“, so Lacan in Télévision, „hängt die Wahrheit am Realen“ (Lacan 1974, 9). Die Angst, die sich zwischen das Begehren und die Wahrheit stellt, schützt uns also vor der ultimativen Konfrontation mit dem Realen. Wir verlieren durch sie zwar kurzzeitig unsere Sprache, aber immerhin nicht unsere menschliche Gestalt.

              Diana und Actaeon. Tiziano Vecelli (Tizian) – 1556-1569 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Titian_-_Diana_and_Actaeon_-_Google_Art_Project.jpg)

Literatur

Beyer, Judith. 2023. Perversion and the state. Lacan, de Sade, and why ‘120 Days of Sodom’ is now French national heritage. European Journal of Psychoanalysis 10 (1). https://www.journal-psychoanalysis.eu/articles/perversion-and-the-state-lacan-de-sade-and-why-120-days-of-sodom-is-now-french-national-heritage/#block-3

Freud, Sigmund. 1911. Varia. “Gross ist die Diana der Epheser” Zentralblatt für Psychoanalyse 2 (3): 158-159. 

Harris, Oliver. 2017. Lacan’s return to antiquity. Between nature and the gods. London and New York: Routledge.

Katz, Maya Balakirsky. 2021. Great is the parable of Diana of the Ephesians! American Imago 78 (2): 389-418.

Klossowski, Pierre. 1980 (1956). Le bain de Diane. Paris. Gallimard.

Lacan, Jacques. 2010. Die Angst. Das Seminar, Buch X. 1962-1963. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien und Berlin: Turia + Kant.

Lacan, Jacques. 2017 [1960/1961]. XXV. The relationship between anxiety and desire. In: Transference. The seminar of Jacques Lacan. Book VIII, übersetzt von Bruce Fink, 360-371.

Lacan, Jacques. 2019a [1955/1956]. Die Freud’sche Sache oder Sinn der Rückkehr zu Freud in der Psychoanalyse. In Jacques Lacan. Schriften I. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien und Berlin: Turia + Kant, S. 472-513.

Lacan, Jacques. 2019b [1958-1959]. Desire and its interpretation. Seminar VI. Übersetzt von Bruce Fink. Medford, MA: Polity.

Lacan, Jacques. 2015 [1959]. Zum Gedenken an Ernest Jones. Über seine Theorien der Symbolik. In Jacques Lacan. Schriften II. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek. Wien und Berlin: Turia + Kant, S. 205-238.

Lacan, Jacques. 1974. Télévision. Paris: Editions du Seuil.

Logan, Marie-Rose. 2002. Antique myth and modern mind. Jacques Lacan’s version of Actaeon and the fictions of surrealism. Journal of Modern Literature 25 (3/4): 90-100.

Malem, Sandrine. 2008. Un point de vue excentrique. Che vuoi ? 29 (1): 111-119.

Mathews, Peter. 2021. The symbolism of clothing. The naked truth about Jacques Lacan. CLC Web. Comparative Literature and Culture 23 (4): https://doi.org/10.7771/1481-4374.3740

Miller, Jacques-Alain. 2009 [1980]. Another Lacan. Vortrag gehalten auf “Rencontre Internationale du Champ Freudien”, Caracas, Venezuela. Veröffentlicht in Symptom 10, übersetzt von Ralph Chipman.

Miller, Jacques-Alain. 1991. The analytic experience. Means, ends, and results. Vortrag gehalten 1988 in den USA. In Lacan and the subject of language, herausgegeben von Ellie Ragland. New York und London: Routledge, S. 83-99.

Miller, Jacques-Alain. 2016. La verité fait couple avec le sens. La Cause du Désir 92: 84-93.

Miller, Jacques-Alain. 2024. Lacan au présent. Théâtre de la Ville, Paris. 10. Februar https://www.youtube.com/watch?v=hbDZO8kQ5GE&t=5318sOvid. Metamorphosen III. 155-252. Actaeon. Lateinisch-Deutsch. https://lateinon.de/uebersetzungen/ovid/metamorphosen-3/actaeon-2-155-191/ und https://lateinon.de/uebersetzungen/ovid/metamorphosen-3/actaeon-192-252/


[1] „‘Moi, la vérité, je parle‘ … C’est à ce titre que Lacan enseigne. Se faire comprendre, ce n’est pas enseigner, c’est l’inverse. On ne comprend que ce que l’on croit déjà savoir. Plus exactement, on ne comprend jamais qu’un sens dont on a déjà éprouvé la satisfaction. C’est dire qu’on ne comprend jamais que ses fantasmes. Et on n’est jamais enseigné sinon par ce que l’on ne comprend pas.” Wenn nicht anders angegeben, stammen alle Übersetzungen von mir.

[2]La chose freudienne“ im Original oder „Die Freud’sche Sache oder Sinn der Rückkehr zu Freud in der Psychoanalyse“ (2019a [1956]) in der deutschen Übersetzung.

[3] In den früheren Seminaren V und VIII finden sich ebenfalls Diana-Referenzen.

[4] Lacan, Sem. X, S. 36: „Deshalb gibt es für mich nicht nur keinen Zugang zu meinem Begehren…“, siehe auch Lacan 2017: 361.

[5] In dieser Hinsicht ähnelt Lacans Botschaft der von Freud (1911), der selbst einen Diana-Text verfasste, welcher, so Katz (2021), bisher als eine unzureichende religionswissenschaftliche Abhandlung interpretiert wurde. Katz liest Freuds Text jedoch als eine versteckte Kritik an der damaligen Wiener Psychoanalyse.

[6] In der Sitzung vom 21. November 1962 unterscheidet Lacan „analytische Theorie“ von „analytischer Erfahrung“ und es ist die letztere, die er als die „Quelle“ (source) bezeichnet, zu der er seine Seminarzuhörer führen möchte.

[7] Der deutsche Kladdentext zu Sem X ist daher missverständlich. Er fasst den Inhalt des Buches wie folgt zusammen: „Es geht um die vielfältigen Erscheinungsformen der Angst in ihrem Täuschungs- und in ihrem Wahrheitscharakter.“ Nach Lacan hat die Angst keinen Täuschungscharakter – und ihr Bezug zur Wahrheit ist zentral, aber nicht als ein Aspekt der Angst, sondern vielmehr als das, was jenseits der Angst liegt.

[8] Siehe auch Lacan, Sem VIII: “In order that anxiety should be constituted, there has to be a relationship at the level of desire” (Lacan, 2017, 363; und: “… anxiety [angoisse], inasmuch as we consider it to be key to the determination of symptoms, arises only insofar as some activity that enters into the play of symptoms becomes eroticized – or, to put it better, is taken up in the mechanism of desire.” Lacan 2019b [1958-59], S. 12).

[9] Für andere Interpretationen siehe Klossowksi (1980 [1956]), Logan (2002) oder vergleichend Harris (2017).

[10] “Je dis toujours la vérité: pas toute, parce que toute la dire, on n’y arrive pas. La dire toute, c’est impossible, matériellement: les mots y manquent…“ (Lacan 1974, 9).

[11] “Non, tout n’est pas écrit. La vérité n’est pas déjà là, elle s’invente ; elle s’invente, elle est au futur…“ (Miller 2024).

[12] Ähnlich auch: „Was ist Lehren (enseigner), wenn es das, was es zu lehren gilt, nicht nur dem zu lehren gilt, der nicht weiß, sondern eben dem, der nicht wissen kann? Und man muss zugestehen, dass bis zu einem gewissen Punkt, geht man aus von dem, worum es sich handelt, wir hier alle im selben Boot sitzen (logés à la même enseigne)“ (Lacan, Sem X, 28).

[13] “… son statut natal est le voilage. La vérité comme telle est cachée et on n’y accède que par une levée du voile.” (Miller 2016, 87).

[14] Siehe auch Beyer 2023; Malem 2008; Mathews 2021.